Friedemann Korflür: Das Abenteuer „Eigene Stimme“



Das Abenteuer „Eigene Stimme“

Bei anderen Personen fällt es uns auf: Bei Jungen, die in die Pubertät kommen erleben wir es. Bei Senioren erleben wir es. Aber bei mir selbst registriere ich es nicht – oder doch? Oder nur, wenn ich mal erkältet bin? Oder wenn ich einen sehr langen Abend hinter mir habe? Oder wenn ich mal ein Gute-Laune-Singsang unter der Dusche teste – geht der noch? Jemand nimmt mich mit zum Rudelsingen … ja, so ganz zufrieden bin ich mit mir nicht … auch wenn ich weiß, dass auch das Singen sich übt.

Meine eigene Stimme ist also meine ganz persönliche, sehr intime innere Welt, meine sehr eigene Klangwelt. Mit der ich lebe – Tag für Tag. Und andere Menschen hören meine eigene Klangwelt von außen – Tag für Tag! Wie sehr fremd ist diese äußere Klangwelt noch heute für mich, wenn ich sie ein seltenes Mal vom Band höre … welche Dialektfärbung, welche Aussprache-Eigenheiten … manchmal erschrecke ich dann vor mir selbst. Ähnlich wie das Baby, das ich vor Jahren beobachtete: Bei einem ganz frühen Ausprobieren seiner eigenen Laute zuckte es vor Erschrecken zusammen.

Do – Re – Mi – Fa – So – La – Ti – Do … so hat Musiklehrer Henner Laubach uns Pennälern die Oktave beigebracht, die man auch singen kann. Das ist auch die Oktave, die ich als innere Klangwelt höre, während meine Zuhörer*innen es von außen hören – so schräg es bei einem ungeübten Sänger auch sein mag.

27. April 2023