Friedemann Korflür: Riesenräder


 

Riesenräder

In der abendlichen Stadt bleibe ich stehen. Habe einen ungewohnten Anblick, Lichter vor dunklem Himmel ziehen mich in ihren Bann. Im Kreis gehen sie nach oben, scheinen fast dort zu verweilen, verlassen die Höhe und gleiten wieder hinab.

Meine Augen suchen Halt, finden ihn kaum, die Fahrt geht stetig weiter. Aufwärts, dann mehr seitwärts, abwärts und im Bogen wieder seitwärts zurück. Mal verborgen hinter Bäumen, mal vernebelt vom Rauch eines Schornsteins, mal vor bleischwerer, blaugrauer Luft.

Ich genieße die Szenerie und verweile. – Ob ein Einsteigen lohnt? Die Muße eines genüsslichen Blicks im Auf und Ab? Jahrmarkt-Buden drum herum, die Schlange Menschen, die herauskommt und die andere wartet auf Einlass.

Die Fahrt beginnt. – Da drüben sehe doch … und dort hinten will ich mal hin … oh, wie sieht das von hier oben so anders aus …

Die Perspektive wechseln und trotzdem Vieles wiedererkennen – mal ganz oben sein, scheinbar dort verharren und genießen – die Leichtigkeit des Weges hinab spüren und einen späten Blick erhaschen auf neu Entdecktes. – Dann wieder ganz unten am Boden die erdnahen Tatsachen im überraschenden Wechsel erkennen. – Fort und fort geht die Fahrt bis zum gemächlichen Halt.

Menschen steigen aus, steigen ein, Grüppchen für Grüppchen. Und los geht’s wieder. Kaum erfasst das Auge eine Gondel, da ist sie auch schon vorbei, die nächste drängt sich, will auch gesehen werden, die dritte … Und wieder die jubelnden Stimmen, das Gejohle, die Rufe von einer Gondel zur anderen …

Mit meinen Fotos in der Gemeinschaftsausstellung der BLAUEN LINSE „Deutlich.Diffus“ treffe ich eine Auswahl aus Aufnahmen von Marburg und Wien.